Familiengottesdienst zum Erntedankfest am 6. Oktober 2019 mit dem Kinderhaus Tigerente in St. Johannis

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St. Johannis

Predigt:
Pfarrer Jörg Mahler

"Wir pflügen und wir 
streuen"

Predigttext: 5. Mose 8,7-11.18

1.

Der Friede Gottes sei mit Euch allen. Amen.

Liebe Gemeinde an Erntedank,

ich hatte gerade das Privileg, in der ersten Reihe zu sitzen, und das Bodenbild zu sehen, das die Kinder gerade zur Geschichte vom unzufriedenen Bauern gelegt haben: braune Tücher für die Erde, Perlen für die Regentropfen, eine Sonne mit ihren Strahlen. Kommen Sie doch später mal vor, und sehen sich dieses wunderbare Bild an.

Da hat der Bauer aus der Geschichte aber Glück, dass Gott wieder die Regie übernimmt, und ab jetzt wieder Wind und Sonne und Regen so zusammenspielen, dass die Felder Ertrag bringen. 

Wir kennen das, gerade wenn wir selber einen kleinen Garten haben: mal ists zu kalt, mal zu nass, mal zu trocken, und immerhaben wir Angst, dass unser Obst und Gemüse nicht gut wächst. Aber meistens haben wir dann doch etwas zu ernten: in dem einen Jahr mehr von dem, im anderen Jahr mehr vom anderen, eben je nach Wetter.

In dem Erntedanklied, das wir dann singen werden, heißt es: „Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen, steht in des Himmels Hand“. Es muss eben beides zusammenkommen: Unser Tun und der Segen von oben. 

Unsere Geschichte zeigt uns: Gott hat sich das mit Wind und Wetter schon richtig ausgedacht. Schon die Bibel weiß, wem wir letztlich alles verdanken. Ich lese ein paar Verse aus dem 5.Buch Mose. Dort beschreibt Mose den Israeliten, was Gott ihnen nach den 40 Jahren in der Wüste nun im Gelobten Land alles schenkt, und was das bei uns für eine Folge haben sollte. Mose spricht:

Der HERR, dein Gott, führt dich in ein gutes Land, ein Land, darin Bäche und Quellen sind und Wasser in der Tiefe, die aus den Bergen und in den Auen fließen, ein Land, darin Weizen, Gerste, Weinstöcke, Feigenbäume und Granatäpfel wachsen, ein Land, darin es Ölbäume und Honig gibt, ein Land, wo du Brot genug zu essen hast, wo dir nichts mangelt, ein Land, in dessen Steinen Eisen ist, wo du Kupfererz aus den Bergen haust. Und wenn du gegessen hast und satt bist, sollst du den HERRN, deinen Gott, loben für das gute Land, das er dir gegeben hat. So hüte dich nun davor, den HERRN, deinen Gott, zu vergessen, sodass du seine Gebote und seine Gesetze und Rechte, die ich dir heute gebiete, nicht hältst. Sondern gedenke an den HERRN, deinen Gott; denn er ist's, der dir Kräfte gibt, Reichtum zu gewinnen, auf dass er hielte seinen Bund, den er deinen Vätern geschworen hat, so wie es heute ist. (5.Mose 8,7-11.18)

Mose beschreibt hier, was Gott alles schenkt. Mose nimmt unser inneres Auge mit zu den Gaben, die im gelobten Land wachsen, und wir denken dabei auch an das, was in unseren eigenen Gärten gewachsen ist, wunderbares Obst und Gemüse. Und wir denken dabei an die Dinge, die wir in unseren Geschäften kaufen können, die manchmal auch von weit herkommen, und wir dürfen sie genießen. 

Mose sieht aber noch mehr: Er dankt auch für das Kupfererz. Und richtig: Auch die Rohstoffe kommen ja letztlich von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat, und sie schon vor Urzeiten im Schoß der Erde entstehen ließ. Und wir brauchen und nutzen sie für viele technische Errungenschaften. Und Mose spricht von den Häusern, in denen wir wohnen. Und so wird uns durch Mose heute an Erntedank wieder neu bewusst, womit wir gesegnet sind.

Aber Mose weiß auch um unsere menschliche Natur, dass wir vieles als selbstverständlich hinnehmen. Deshalb erinnert er uns ans Danke sagen. Heute tun wir das in der Kirche. Und auch im Kindergarten tut ihr Kinder das vor dem Mittagessen: Beten und Gott danken. Und zwar meistens mit einem Gebet, das wir heute auch noch gemeinsam singen werden: Alle guten Gaben.

Ich weiß es von ein paar Familien, da haben die Kinder das Tischgebet auch zu Hause eingefordert. Und ich finde: Das ist ein sehr schöner Brauch: dem danken, von dem alles herkommt.2.

Liebe Gemeinde,

das Danken ist an Erntedank wichtig. Aber genauso wichtig ist mir ein Blick auf das, wie wir mit Lebensmittel und mit der Schöpfung umgehen. 

Narren nennt Jesus die Menschen einmal, die Besitz und Geld und Gut horten, damit allein aber nicht glücklich werden. 

-       „Du Narr“, könnte Jesus zu uns Menschen auch in anderen Zusammenhängen sagen: Musst Du das, was ich geschaffen habe, gentechnisch verändern? Meinst Du nicht, es ist gut so, wie es ist? 

-       „Du Narr“, könnte er zu uns sagen: Willst Du wirklich nicht wahrhaben, dass die Rohstoffe, die ich in meine Erde gelegt habe, endlich sind? 

-       Willst Du wirklich weiter die Erde künstlich erwärmen und meinst, das hätte keine Folgen?

-       Willst du wirklich die Meere weiter verschmutzen, und meinst, das würde Dir letztlich nicht schaden? 

-       Du Narr, könnte er sagen: Meinst Du, das lässt mich kalt? Du schmeißt Millionen Tonnen von Lebensmitteln weg, und dein Bruder und deine Schwester am anderen Ende der Erde verhungern?

Ihr Lieben: Erntedank muss auch einen kritischen Blick auf uns und unser Konsumverhalten und unseren Umgang mit der Schöpfung werfen. Nur ein aktuelles Beispiel zur Plastikvermeidung: Ein Supermarktprospekt Anfang September: bewirbt Plastikvermeidung, und daneben in Plastik eingepacktes Obst abgebildet. Meine Frau hat sich jetzt Plastiknetzchen gekauft, die man immer wieder verwenden kann, und das spart gerade beim Obst- und Gemüseeinkauf schonmal viel Plastik ein. Jeder kann mitmachen beim Umweltschutz. Ein Sprichwort aus Afrika sagt: „Wenn an vielen kleinen Orten viele kleine Menschen viele kleine Schritte tun, dann wird die Welt verändert.“.

3.

Und noch ein drittes ist mir am Erntedankfest wichtig: dass wir unseren Blick weiten für Menschen, die nicht genug zum Essen und Trinken haben. Und da sind besonders viele Kinder darunter, die nicht überleben, weil es ihnen am Nötigsten fehlt. Was können wir tun? Zweierlei: Wir können für sie beten, sie Gott im Gebet anbefehlen. Denn der, der mit 7 Broten 4000 Menschen satt gemacht hat, kann Not wenden. Und zum anderen: Wir können teilen. Teilen gehört untrennbar und von Anfang an zum Christsein dazu. Und der Apostel Paulus schreibt dazu: Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb (Epistel 1.Kor 9,6). Nehmen wir unsere Verantwortung füreinander wahr, teilen auch wir. Ich lege ihnen deshalb heute besonders die Kollekte am Ausgang ans Herz, die für Mission eine Welt bestimmt ist.

Und so feiern wir heute Erntedank: 

-       voller Freude und Dank über die guten Lebensmittel, die wir genießen dürfen

-       und wir feiern Erntedank mit einem Blick darauf, wie wir dazu beitragen können, die Schöpfung zu bewahren

-       und wir feiern Erntedank mit einem fürbittenden Blick auf und einem offenen Herzen für die Armen. 

So ist unser Erntedankfest ein richtiges Erntedankfest. Amen.