Gottesdienst in St. Johannis (letzter Sonntag nach Epiphanias) - 30.01.2022

 

 

Predigt:

Lektor Roland Dier

"Was immer wir tun und denken,

DU heißt uns willkommen!"

Gebet

Himmlischer Vater

Wir sind zusammengekommen um miteinander Gottesdienst zu feiern. Wenn wir fröhlich sind, wenn wir voller Freude und Lachen sind, dann heißt DU uns willkommen.

Wenn wir müde sind, eine Auszeit brauchen und uns verkriechen wollen, dann heißt DU uns willkommen.

Wenn wir verärgert sind oder wenn Menschen uns im Stich lassen, dann heißt DU uns willkommen.

Wenn wir andere Menschen verärgert haben und ihnen unrecht getan haben, auch dann heißt DU uns willkommen.

Herr du hast versprochen uns nicht alleine zu lassen. Dafür danke wir dir.

Amen

Worten des Psalm 100

Jubelt Gott zu. Alle Menschen auf der Welt, jubelt ihm zu! Dient dem Herrn. Seid fröhlich dabei. Kommt zu ihm. Seid froh und heiter! Erkennt: Der Herr ist Gott! Er hat uns zu seinem Volk gemacht. Er allein hat das getan. Gott ist unser Hirte. Wir sind seine Schafe. Wir gehören zu ihm. Er passt gut auf uns auf. Geht durch die Türen in Gottes Haus hinein. Kommt in seinen Tempel. Ganz in seine Nähe. Dankt ihm dabei. Lobt ihn. Preist seinen Namen! Denn der Herr ist gut. Er ist jeden Tag freundlich zu uns. Er ist treu und gut. Von Anfang an. Auf ihn können wir uns immer verlassen.

Vierkündigungsteil

Die Liebe Gottes, die Gnade Jesu Christi und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns allen.

Lasst uns in der Stille um den Segen des Wortes beten.

Herr segne unser Reden und hören

Amen

 

Liebe Gemeinde

am heutige letzte Sonntag nach Epiphanias blicken wir noch einmal zurück auf Weihnachten, auf das Wunder, dass uns der unfassbar große Gott in einem Menschen, in Jesus Christus, erschienen ist. Damit hat er uns gebrechlichen Menschenkindern seine Zuneigung, seine Liebe und seine Treue bezeugt.

Wir blicken aber auch schon voraus auf die kommende Passionszeit. Die Zeit an deren Ende dieser Mensch, in dem uns Gott erschienen ist, am Kreuz die Leiden der Welt auf sich nehmen wird. Darum gehört zu diesem Sonntag die Geschichte von der Verklärung Jesu, die wir in der Lesung gehört haben (Mt 17,1–9). Nach dem Jesus zum ersten mal den Jüngern erzählt hat was geschehen wird berichten die Evangelisten davon, dass er drei seiner Jünger mit auf einem hohen Berg nahm und ihnen ein kurzer Blick in die himmlische Welt gewährte. Sie sehen Jesus. Sein Gesicht strahlt wie die Sonne und seine Kleider leuchten in einem überirdischen Licht. Und aus einer Wolke hörten sie eine Stimme, mit der sich Gott voll und ganz mit diesem einen Menschen identifiziert. Diesen Menschen der bereit ist, sich für die Seinen aufzuopfern. 

„Das ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe“

Liebe Gemeinde, Jesus ist bei dieser himmlischen Verklärung nicht allein. Vielmehr erblicken die drei Jünger zusammen mit ihm zwei weitere wichtige Vermittler aus der Geschichte Gottes mit seinem Volk: Da ist Moses, dem Gott am Sinai seine Gebote offenbarte, und Elia, der wie kein anderer Prophet Israel zu Gott zurückgerufen hatte und der darum zu Gott in den Himmel auffuhr. Die Jünger sehen den verklärten Jesus mit Mose und Elia in einem trauten Gespräch vertieft, so als kennen sie sich seit Langem. Was mögen sie wohl geredet haben? Dies wird uns leider nicht überliefert. Eines lässt sich aber sagen: Gestritten haben sich die Drei offensichtlich nicht! Das Treffen der drei Gottesmänner wirkt so harmonisch, dass Petrus spontan den Vorschlag macht, sich auf dem Berg häuslich einzurichten. Drei Hütten will er bauen, quasi ein kleines Tagungszentrum errichten. In dem könnten die drei dann in aller Ruhe ihre Erfahrungen austauschen. Erfahrungen die sie bei ihrem Wirken auf Erden gemacht haben.

Liebe Schwestern und Brüder, Gott hat nicht erst mit Jesus Christus begonnen, sich uns Menschen zu erkennen zu geben , er hat es schon viel früher getan.

Hören wir was im 2.Buch Mose im Kapitel 34 in den Versen 29-35 berichtet wird:

Als nun Mose vom Berge Sinai herabstieg, hatte er die zwei Tafeln des Gesetzes in seiner Hand und wusste nicht, dass die Haut seines Angesichts glänzte, weil er mit Gott geredet hatte. Als aber Aaron und alle Israeliten sahen, dass die Haut seines Angesichts glänzte, fürchteten sie sich, ihm zu nahen. Da rief sie Mose, und sie wandten sich wieder zu ihm, Aaron und alle Obersten der Gemeinde, und er redete mit ihnen. Danach nahten sich ihm auch alle Israeliten. Und er gebot ihnen alles, was der HERR mit ihm geredet hatte auf dem Berge Sinai. Und als er dies alles mit ihnen geredet hatte, legte er eine Decke auf sein Angesicht. Und wenn er hineinging vor den HERRN, mit ihm zu reden, tat er die Decke ab, bis er wieder herausging. Und wenn er herauskam und zu den Israeliten redete, was ihm geboten war, sahen die Israeliten, wie die Haut seines Angesichts glänzte. Dann tat er die Decke auf sein Angesicht, bis er wieder hineinging, mit ihm zu reden.

Liebe Schwestern und Brüder, oft haben sich  Künstler von dieser kleinen Szene faszinieren lassen. Marc Chagall etwa hat sie viele Male gestaltet, zum Beispiel im Chorfenster der Pfarrkirche St. Stephan zu Mainz.

Mose scheint hier geradezu vom Berg Sinai herabzuschweben, mit seinem strahlenden Angesicht, das auch sein Obergewand golden aufglänzen lässt. Er erscheint wie ein Abgesandter aus einer anderen Welt. Stolz trägt er die neuen Tafeln mit den Zehn Geboten vor sich her. Die Originale hatte er aus Zorn über Israels Anbetung des Goldenen Kalbes ja zerschlagen. Diese neuen Tafeln sind sichtbares Zeichen dafür, dass Gott den zerbrochenen Bund mit seinem Volk erneuert hat. Auch die Israeliten unten im Tal sind teilweise vom Strahlenglanz des Mose beschienen. Zum Teil wenden sie sich noch ängstlich ab, zum Teil wenden sie sich schon sehnsüchtig Mose zu. Was mag er ihnen nach ihrer schnöden Untreue gegenüber ihrem Befreier wohl  auszurichten haben? Nach dem Text sind es zuerst Aaron und die Fürsten Israels, die sich Mose in seinem Strahlenglanz zu nähern wagen. Auch sie hatten in der Krise schändlich versagt; Aaron war es der dem Verlangen des Volkes nach einer sichtbaren Anwesetheit ihres Gottes nachgegeben hat und das Goldene Kalb herstellte. Würde er jetzt sein göttliches Strafurteil erhalten?

Doch als nichts dergleichen geschieht, wagt sich auch das sündig gewordene Volk, dem himmlischen Abgesandten näherzutreten. Und der hält ihm keine Strafpredigt, sondern richtet ihm freundlich aus, was Gott zu ihm auf dem Berg Sinai geredet hatte.

Und immer dann, wenn Mose in der Zukunft dem Volk Gottes Botschaften ausrichtet, wird sein Gesicht von der göttlichen Begegnung widerstrahlen.

Liebe Schwestern und Brüder, Sie haben es sicher auch schon erlebt: Manchmal leuchten Menschen. Sie strahlen. Eltern etwa, die ihr neugeborenes Kind es im Arm halten. Oder ein Kind, das ein Geschenk auspackt, das ihm die Grosseltern mitgebracht haben.

Manchmal stimmt einfach alles: Wir sind eins mit unserer Umgebung und mit uns selbst, die Dinge laufen rund, der Lebensplan geht auf, wir sind glücklich. Das, was wir wollen, und das, was wir sind, stimmt überein. Dann leuchten wir. Dann leuchtet unsere Haut. Und kaum etwas wirkt so attraktiv und lenkt den Blick auf sich wie der Anblick eines strahlendenMenschen.

Aber die gleiche Haut, die leuchten kann, macht uns auch deutlich, wie verletzbar wir sind. Die Haut von Frühgeborenen ist so dünn, dass sie noch nicht ausreichend vor Flüssigkeits- und Wärmeverlust schützt.

Und unsere Haut speichert unsere Narben. Vernarbte Haut kann zeitlebens davon zeugen, was ein Mensch an Verwundung und Verletzung erlitten hat.

Ich habe gelesen das jeder Quadratzentimeter Haut aus durchschnittlich drei Millionen Zellen, sowie aus vier Metern Nervenfasern besteht.

Diese Haut lässt uns die Welt spüren und ermöglicht uns, körperlichen Kontakt zu anderen aufzunehmen. Durch die Haut lassen wir uns berühren, empfinden Lust und Trost. Ebenso spüren wir aber auch Schmerz. Wir sind durch dieses Organ äusserst empfindlich und verletzbar.

Noch einmal zurück zu Mose. Er hat Gott von Angesicht zu Angesicht gegenüber gestanden und seitdem leuchtet sein Gesicht.

Wir haben diese Erfahrung nicht gemacht. Wir können Gott nicht sehen, nicht fassen – dennoch ist die göttliche Wirklichkeit auch in unserm Leben präsent. Wir können ihre Wirkung erfahren. Indirekt - auch als ein Leuchten in einem Gesicht.

Und wir können dazu beitragen, dass leere Gesichter, wieder leuchten können. Bekannten und Fremden so begegnen, dass verhärtete Mienen weich werden, Augen sich aufhellen, Funken sprühen.

Dabei werden wir unterstützt und getragen von dem der dafür gesorgt hat das Moses Gesicht strahlt und leuchtet.

Amen

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernuft bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus

Amen

 

Fürbittgebet

Lebendiger Gott,
Licht lässt du aufscheinen in dieser Welt.
Wie sehr sehnen wir uns danach.
Wie dringend braucht es deine Schöpfung.
Wie abhängig ist die Welt von deinem Licht.

Darum bitten wir dich.

Erscheine, wo du fremd bist,

wo Menschen nur auf sich selbst hoffen und auf ihre eigene Möglichkeiten,
wo dein Wort sich verliert im Dickicht von Tausenden Wörtern und wuchernden Lügen, wo Macht sich allmächtig fühlt,
wir rufen: Kyrie eleison.

Licht von Licht, gehe auf,
wo Einsamkeit herrscht und Menschen versinken im Strudel dunkler Erinnerungen und quälender Träume.

Wo ihnen Schmerz die Tage wie ein Dunst überschattet und alles ein Tanz von Zufällen und Widrigkeiten wird, wo Lebenszeit leer scheint,
wir rufen: Kyrie eleison.

Licht aus dem Licht, erscheine im Dunkel,
wo Egoismus sich als Dienst tarnt und Gleichgültigkeit als Liebe,
wo Neid, wo Angst, wo erstarrte Strukturen Menschen verkümmern lassen,
wo Wachstum zur tödlichen Ideologie wird und Reichtum zum Götzen,
wir rufen: Kyrie eleison.

Lebendiger Gott,
Du bist unsere Hoffnung.
Du bist unsere Zukunft.
Du bist das wahre Leben.
Dir vertrauen wir uns an und alle, die zu uns gehören,
heute und alle Tage.
Wir bitten dich:
Mache dich auf und vertreibe das Dunkel.
Amen.