Gottesdienst in St. Johannis am 29. Januar 2017 - 4. Sonntag nach Epiphanias - Teil 2

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St. Johannis

Jubiläumspredigt:
Pfarrer Jörg Mahler

"Emporebilder Teil 2"

Predigtreihe 500 Jahre Kirche St. Johannis 

Das Leben Jesu in den Emporenbildern - Teil 2 

Passionszyklus 

Der zweite Zyklus unserer Bilder zum Leben Jesu, der sich ursprünglich an der zweiten Empore befand, ist der Passionszyklus, der seine Leidens- und Sterbensgeschichte erzählt. 

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Programmatisch eingeleitet wurde er mit der versuchten Steinigung Jesu durch seine Gegner. Nicht jeder findet Jesus gut. Nicht jeder muss Christ sein. Aber die Frage ist: Wie gehen wir in unserer Gesellschaft miteinander um? Wollen wir Andersdenkende am Liebsten töten? So denkt so manch ein Attentäter. Oder gestehen wir einem anderen die Freiheit zu, anderer Meinung zu sein, begegnen ihm in Liebe. Gewalt darf kein Mittel sein. Für uns nicht und für andere nicht. Das müssen wir gerade heute immer wieder auf beiden Seiten einfordern. 

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Eine Besonderheit unserer Bilderbibel ist, dass hier zwei Speisungsgeschichten abgebildet sind. Vorhin hatten wir die Speisung der 4000, hier nun die Speisung der 5000. Die Geschichten lassen sich unterscheiden und sehr gut dem jeweiligen Bild zuordnen. Wer das vertiefen will, der kann gerne mal beide Geschichten nachlesen und die Details mit den Bildern abgleichen. Diese Speisungsgeschichte befand sich ursprünglich im Passionszyklus der 2.Empore. Vielleicht schon ein versteckter Hinweis aufs Abendmahl? Jesus sagt: „Ich bin das Brot des Lebens“. 

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Jesus zieht in Jerusalem ein. Die Menschen bejubeln ihn laut und heißen ihn willkommen. „Hosianna! Gelobt sei der da kommt im Namen des Herrn!“. Nur wenig später brüllt die Masse „Kreuzige ihn“. Wie stehe ich zu Jesus? Begrüße ich ihn in meinem Leben? Will ich ihn loswerden? Oder ist er mir egal? Jesus will auch in dein Leben einziehen. 

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Jesus feiert Abendmahl. Das ist sein Vermächtnis: Solches tut zu meinem Gedächtnis. Wir tun es! Immer wieder in dieser Kirche. Bei jedem Abendmahlsgottesdienst lädt nicht der Pfarrer, sondern Christus selbst ein an seinen Tisch. Zu Brot und Wein, in denen er seine heilsame Gegenwart schenkt. 

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Jesus wäscht seinen Jüngern die Füße und sagt: „Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe!“ Manch einer spricht hier von der Einsetzung des Sakraments der Diakonie. Mit Paulus gesprochen heißt das. Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat – zu Gottes Lob.

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Jesus betet im Garten Gethsemane. Er ahnt, was auf ihn zukommt. Seine Jünger sollen mit ihm und für ihn beten, sind aber eingeschlafen. Auch wir haben solche Zeiten der Anfechtung. Auch uns tut es gut zu wisse, wenn andere für uns beten.  Jesus sagt: Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir; doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe. Kann das unser Gebet werden? Gott um Rettung bitten, aber doch im Vertrauen auf ihn den schweren Weg weitergehen, wenn der Kelch eben nicht vorübergeht? 

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Jesus wird verhaftet, verhört, verurteilt. Verurteilen auch wir andere, ohne die ganze Geschichte zu kennen, ohne uns wirklich mit ihnen als Menschen und mit dem, was sie bewegt, zu befassen? 

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Jesus stirbt auf Golgatha. Maria und Johannes sind dabei. Jesus musste uns auch im Tod gleich werden. Jesus, nicht nur wahrer Gott, sondern auch wahrer Mensch.  

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Jesus wird ins Grab gelegt. Noch einmal wird Abschied genommen. Das gehört zum Leben dazu. Das kennen wir. Und doch hat dieser Abschied nicht das letzte Wort. 

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Es wird Ostern. Jesus lebt! Er hat die Siegesfahne in der Hand. Er ist der Sieger über den Tod. Die Wächter des Grabs sind benommen, wissen nicht, wie ihnen geschieht. Ostern, das heißt: Gott hat die Schuld der Menschen überwunden. Gegen die Schuld, die Jesus ans Kreuz gebracht hat, stellt er seine Lebensmacht. Und Ostern heißt: Der Tod ist besiegt: Er muss uns nicht mehr schrecken. Denn Jesus sagte doch: „Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen!“. Glaubst du das? Kannst du darauf vertrauen? Die Erlösung von Sünde und Tod, das ist der Kern unseres Glaubens. 

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Eine Geschichte, die eigentlich vor dem Passionszyklus spielen müsste. Jesus wird auf dem Berg Tabor verklärt, die Jünger sehen ihn in seiner Herrlichkeit neben Mose und Elia. Sie wollen dort bleiben, Hütten bauen, aber Jesus sagt: Steigt mit mir wieder hinunter. Es gibt diese ganz besonderen Erlebnisse mit Gott. Und daneben gibt es den ganz normalen Alltag, in den wir dann wieder eintreten. Aber durch solche Erlebnisse verändert er sich. Schon ursprünglich war das Bild an dieser Stelle. Vielleicht konnte sich der Künstler nur vorstellen, dass diese Herrlichkeit um Jesus nur nach seiner Auferstehung aufgeschienen haben wird, auch wenn es die Bibel davor verortet. 

Den Abschluss des Passionszyklus finden wir an der Decke: die Himmelfahrt Jesu und seine Wiederkunft zu richten die Lebenden und die Toten. Doch darüber wird Frank Müller eine eigene Kirche am Abend gestalten. 

Das war er: Ein Durchgang durchs Leben Jesu anhand unserer Bilderbibel. Vieles an Details gibt’s noch auf den einzelnen Bildern zu entdecken. Vielleicht habe ich Ihnen Lust gemacht, einmal alleine hierher in die Kirche zu kommen, vielleicht mit einer Bibel, und sich noch einmal in das ein oder andere Bild zu vertiefen, die Geschichte dazu zu lesen, und es ins eigene Leben sprechen zu lassen. 

Ich schließe mit dem 8.Vers eines Epiphaniaslieds, das wunderbar zu all dem passt, was wir gesehen und gehört haben: 

Jesus ist kommen, die Ursach zum Leben. Hochgelobt sei der erbarmende Gott, der uns den Ursprung des Segens gegeben; dieser verschlinget Fluch, Jammer und Tod. Selig, die ihm sich beständig ergeben! Jesus ist kommen, die Ursach zum Leben! 

Amen. 

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre uns alle in Christus Jesus. Amen.

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