Gottesdienst am 8. Sonntag nach Trinitatis - Dorffest in Oberwohlsbach - 17. Juli 2016

Bildrechte beim Autor

Dorffest Oberwohlsbach

Preidgt:
Diakon Günter Neidhardt

"Geh aus mein Herz..."

Predigttext: Geh aus mein Herz und suche Freud.....

Lied. 503, 1-5 

Liebe Schwestern, liebe Brüder, 

…. Schau an der schönen Gärten Zier……, die Bäume voller Laub…. Die Vögel erfüllen mit ihrem Schall Berg, Hügel Tal und Felder….. 

Ein Bächlein rauscht, durchs tiefe Gras springen Hirsch und Reh. 

Der Dichter des Liedes „Geh aus mein Herz und suche Freud‘“, Paul Gerhard, schwelgt in Naturbildern. Man könnte meinen, er sitzt irgendwo auf einem Berg und hat ein wunderschönes Panorama vor Augen, das ihn dazu anregt, solche Zeilen zu dichten. 

Tatsächlich vor Augen hatte er jedoch etwas ganz anderes. 11 Jahre war Paul Gerhard alt, als der 30jährige Krieg ausbrach. 30 Jahre lang hat er einen Krieg erlebt, der in Europa 1/3 der Bevölkerung durch Mord, Hungersnot Und Pest auslöschte. DA war nichts mehr zu entdecken von „schöner Gärten Zier“, die Felder waren nicht mehr bestellt, die Überlebenden demoralisiert. In der Geschichtsschreibung wird die Zeit in der Paul Gerhard lebt (1607 – 1676) als das „dunkle Jahrhundert“ beschrieben. 

„Geh aus meinHerz und suche Freud, in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben“. 

Klingt das in dieser Situation nicht fast wie Hohn? 

Und doch hatte war es wohl in dieser Situation, vielleicht gerade in dieser schlimmen Situation tröstlich. Geh aus mein Herz und suche Freude. Gehe heraus aus dem Grauen, aus Trauer und Mutlosigkeit, aus Verzweiflung und Angst. Gehe heraus in die Schöpfung Gottes, gehe durch die Gärten die grünen, sehe die wilden Blumen blühen. 

Die haben sich für dich geschmückt. … sich ausgeschmücket haben“. 

Paul Gerhard kann sich freuen, am Laub der Bäume, am grün des Grases, hat wieder Augen für Blüten und Farben. 

Und so ist diese Lied eben viel mehr als ein „Wohlfühllied“ in Gottes schöner Natur. Es ist ein Aufforderung, auch an uns, heraus zu gehen, aus den manchmal schlimmen Umständen des Lebens, heraus zu gehen aus den Streit und Ärger und Resignation. 

Schau sie an die Schöpfung Gottes und erkenne, lerne daraus: Sie lässt sich nicht unterkriegen. Immer wieder erwacht sie neu in aller Fülle. Ich kann in der Natur wieder frei atmen, mich aufrichten durch Sonne, Luft und Farben. Auftanken. 

All das gibt Paul Gerhard in seinem Lied wieder. Und er geht noch weiter. Er fragt nach unserer Sehnsucht, und wer sie uns erfüllt. 

Er fragt: Wo komme ich her und wo gehe ich hin, was gibt meinem Leben Sinn: Kunstvoll baut er Strophe um Strophe auf: Nacheinander werden sie genannt: Bäume, Gras, die Blumen, Vögel, die Tiere und schließlich die Menschen selber, die Hirten. All das hat seine tiefe Ordnung. Es ist die Ordnung der Schöpfungsgeschichte. Und genau in diese, göttliche Ordnung stellt er sich und uns. Von Gott gewollt, von Gott gemacht. 

SINGEN: Strophe 8 

Die Häuser in Dörfern und Städten qualmen noch, als Paul Gerhard dieses Lied schrieb. Es ist also keine naive Weltbetrachtung von er von der singenden Nachtigall, von Küken und vom springenden Reh schreibt. Nein, gerade in der vom Krieg geschundenen Erde und entdeckt und preist er Gottes Güte. Mir ist dazu ein Satz eines iranischen Flüchtlings wieder sehr eindrücklich eingefallen, der bei uns gerade mit 10 anderen jungen Menschen zu Taufunterricht kommt. Schlimmes haben sie alle erlebt. Mord und Totschlag, brennende Häuser, Angst und Flucht. Auf die Frage was denn Glaube an Jesus Christus für ihn bedeute antworte er: „Ohne Glauben könnte ich das Leben nicht aushalten“. Diesen Satz hätte Paul Gerhard auch sagen können. Und für ihn bedeutete es weiter: 

Der Blick in die Natur schärft seinen Blick für die Verheißungen uns Gott versprochen hat. Auf unserem Leben liegt Gottes Segen und der ganze Himmel gehört dazu. 

Ohne dieses feste Wissen ohne diesen Glauben wäre Paul Gerhard, (so wie viele Flüchtlinge heute) wohl verzweifelt. Erst mit 48 Jahren war sein Auskommen einigermaßen gesichert. Er konnte heiraten, fünf Kinder wurden geboren, von denen vier schon in den ersten Monaten starben. Später sollte er auf Geheiß seines Landesfürsten, seinen lutherischen Glauben aufgeben. Weil er sich weigerte wurde er von seinem Amt als Pfarrers enthoben. 

Und dennoch: Weltflüchtig war Paulo Gerhard sicherlich nicht, aber der Wunsch nach der Ewigkeit bei Gott war durchaus verständlich. In den Strophen 13 und 14 bringt er das zu Ausdruck. 

SINGEN 13 und 14 

Die Schönheit der Welt sehen, den offenen Himmel bestaunen, die Natur genießen und darin den Abglanz der Ewigkeit erkennen. 

Diese Sehnsucht können und sollen auch wir spüren. Und bei Gott können wir wieder Kraft tanken und uns stärken für das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen. 

Alles Zeitliche ist eingehüllt ins Ewige. Wir leben von Gott her. Das will uns Paul Gerhard mit auf den Weg geben. Er hat es existenziell erfahren. Und mit ihm dürfen wir die Hoffnung teilen: Wenn die Welt hier schon so schön gestaltet ist, wie muss es erst im Paradies sein. 

SINGEN VERS 15 

AMEN

nach oben