Gottesdienst am Ostersonntag am 27. März 2016

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AWO, St. Johannis

Predigt:
Diakon Günter Neidhardt

"Es gibt keine Auferstehung
der Toten?"

Gnade sie mit euch und Friede, von unserem Gott, der war, der ist und der bleibt.

Liebe Gemeinde,

der Predigttext für den heutigen Ostersonntag steht im 1. Korintherbrief, Kapitel  15, Verse 12-20:

So schreibt Paulus:

Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferstanden ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten? Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. Wir würden dann auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott bezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen. Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden. Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren. Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.

Bitten wir in der Stille um Gottes Segen für unser Reden und Hören. 

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

Reden wir von Griechenland, und machen wir das in drei Abschnitten:

1. Vor einigen Jahren hatte ich einmal die Gelegenheit, die Freude, zu einem griechischen Osterfest eingeladen zu sein. Der Gottesdienst begann, mit, wie ich fand endlosen Litaneien mitten in der Nacht. Gesänge und Lesungen wechselten sich ab. Die Kirche war nur spärlich beleuchtet. Weihrauchgeschwängert war die Luft. Es zog sich – über Stunden - . Und so war es kein Wunder, dass es, vor Allem die Männer, nicht so recht in der Kirche aushielten, sondern schon mal- um eine zu rauchen etwa- das Gotteshaus verließen. Hie und da kam der Pope mit allerhand Singsang, und allerhand Flüchen nach draußen uns scheuchte die Menschen wieder in die Kirche. Nichts desto trotz, irgendwann waren am Ende wohl mehr Menschen vor der Kirche als im Gottesdienst. Ich gestehe ich war auch irgendwann vor der Tür.

Allerdings. Immer mal wieder horchte einer hinein in die Kirche um herauszufinden wieweit der Pope denn mit seiner Liturgie sei. Denn, der entscheidende Moment durfte auf keinen Fall versäumt werden.  Der entscheidende Moment?

Ja, der Moment wenn der Vorbeter anhebt und das „Christos anesti“ schmettert. „Christus ist auferstanden“. Und die Gemeinde laut und vielstimmig, kein Mensch war mehr vor der Tür, antwortet: „Alithos anesti“ „Er ist wahrhaftig auferstanden.“

Die Liturgie ging noch ziemlich lange weiter aber die Gottesdienstbesucher, vornehmlich die Männer, verließen nach und nach das Gotteshaus wieder (ich auch) und dann wurde schon die Ouzo Flasche hervorgeholt und angestoßen. Nicht etwa mit Prost bzw. in Griechisch Gia mass, sondern eben mit den Worten: „Christos anesti“, Christus ist auferstanden. Und der Antwort:  „Alithos anesti“ „Er ist wahrhaftig auferstanden.“ DAs war in der Nacht bzw . am frühen Morgen. Es hat dann ein bisschen gedauert, bis, besonders die Männer, wieder fit waren / wurden und das Osterlamm am Spieß und über Feuer schön langsam gebraten wurde.

Gerne denke ich daran zurück. Ein fröhliches Fest, voller Freude. Vergesst all die Trübsal heute gilt „Christus ist auferstanden“!

„Wie können einige von euch sagen: Es gibt keine Auferstehung der Toten“ fragt Paulus. Meine griechischen Gastgeber würden dieses In Fragestellen auch nicht verstanden haben. „Christus ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden. Punkt. Keine Frage. Heute nicht. Heute wird gefeiert und gelacht und gut gegessen (und getrunken)  und getanzt. Christos anesti. Gia mass

Griechenland die Zweite:

Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth. Korinth jene Hafenstadt gelegen an der Handelsroute, an der Schnittstelle  von Orient und Okzident. Korinth, in Griechenland.

Paulus, als Missionar reist er nach Griechenland. In  Korinth findet er Gehör.  Erzählt, von sich, von seinen Erlebnissen. Wie er vom Verfolger zu Nachfolger wurde. Wie Gottes Botschaft von der Erlösung durch Jesus Christus, seinen Sohn, Befreiung bedeutet. Er beeindruckt die Menschen.

Vor allem: Er spricht von Tod und Auferstehung. Tod und Auferstehung als Grundlage, als grundlegend für unseren Glauben. Offensichtlich gab es in dieser vielfältigen und vielschichten Gemeinde aber Zweifel an dieser Botschaft. Anscheinend gab es Menschen in der Gemeinde von Korinth, die nicht an eine Auferstehung glauben konnten, glauben mochten.

Unser Leben findet hier statt sage sie. Ja, Jesus, das  ist unser Vorbild. Nach seinen Taten, nach seiner Lehre wollen auch wir unser Leben ausrichten. Uns an ihm orientieren. Gute Menschen sein, beispielhaft. Hier auf der Erde. Darüber hinaus? Auferstehung was soll das sein? Kann ich mir nicht vorstellen.

So sieht sich Paulus veranlasst den Griechen in Korinth noch einmal deutlich zu schreiben:

„ Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden.

Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig“.

Er sagt weiter: „Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.“

Und so verstehe ich Paulus wenn das so deutlich sagt:

Unser Leben hier auf dieser Erde ist begrenzt. Kommt, ganz wörtlich zu verstehen, immer wieder an Grenzen. Grenzen, vor denen wir, wenn wir uns nur auf unser diesseitiges Leben verlassen, nur auf unser Leben hier setzen nicht überschreiten können.

- Grenzen unseres Könnens - nicht jeder kann eine Leuchte in der Schule sein nicht jeder Karriere machen nicht jeder wird auch nur in einem Bereich richtig gut.

- Grenzen unserer Chancen: Nicht jeder bekommt einen  Arbeit die ihn ernährt und in Würde leben lässt.

- Grenzen unserer Beziehungen: genug Freundschaften, auch Ehen, die zerbrechen genug Familien mit Streit, genug Menschen, die so gerne zu zweit wären und doch allein bleiben

- Grenzen unserer Gesundheit: es geht nicht mehr so wie früher - wie oft hören wir diesen Satz.

- Und nicht zuletzt: Die Begrenztheit unseres Lebens.

Paulus  sagt: diese Grenzen sind nicht alles. Und ihr seid mit diesen Grenzerfahrungen nicht allein gelassen. Gott ist da - er kann Euch helfen, mit diesen Grenzen umzugehen - aber er gibt euch auch Kraft und Mut, Grenzen zu übersteigen, die Hoffnung nicht dranzugeben Widerstand zu leisten gegen das, was uns und andere einengt.

Und diese Hoffnung, die reicht weit über unser Erdenleben hier hinaus. Die ist nicht mit Gutsein zu erhalten sondern nur im Glauben an die Auferstehung, daran dass das Leben hier endlich ist, dass es aber weitergeht. Hoffnung, über den Tod hinaus. : "Und siehe, ich bin bei euch, alle Tage, bis an der Welt Ende.

ENDE AWO

Man könnte das jetzt so verstehen, und vielfach wurde es ja auch so verstanden, dass der Glaube an die Auferstehung, der Vertröstung auf ein besseres Leben im Himmelreich das Wort redet. Dass man Leid eben erdulden müsse.

Nein, das meine ich nicht wenn ich davon spreche, dass unser Leben hier begrenzt ist und wir die Dimension der Hoffnung brauchen.

Deutlich wird  das, wenn ich zu

Griechenland zum Dritten komme.

 Griechenland heute. Auf der Insel Lesbos und anderen Inseln, nahe der türkischen Grenze. Und und die  verzweifelten  Menschen die dort ankommen. Unter Lebensgefahr. Wenn sie ankommen. Ich denke an die Menschen In den Straßen von Athen, die vor Bomben und Terror geflohen sind, und jetzt nichts, wirklich nichts mehr haben, außer ihr nacktes Leben, und bettelnd durch Griechenlands Hauptstadt ziehen.

Und an die 14000 oder mehr Menschen, die am Grenzzaun zu Mazedonien  in  Idomeni was? Campieren, vegetieren? Verbunden in der Hoffnung auf ein neues Leben, ein menschenwürdiges Leben. Eine Perspektive, eine Hoffnung.

Ihr Lieben, da wäre ein Vertrösten auf ein zukünftiges himmlisches Leben nahezu zynisch

Hier muss unsere Hoffnung, unser Glaube dass Grenzenen überwunden werden können, dass Grenzen nicht Grenzen bleiben müssen konkret werden.

Auferstehungshoffnung konkret. Was heißt das für uns,  in Bayern, in Deutschland, in Europa:

Zuererst heißt es: Es ist genug für alle da. Teilen wir und machen wir Hoffnung konkret.

Teiolen, wir, dass der Wein für alle strömt. Teilen wir und die Tränen werfen abgewischt. Wir feiern wir gemiensam das Leben, das neue Leben. Tanzend, singend, lachend. Stoßemn wir an, mit was auch immer: Christos anesti. Der Herr ist auferstanden. Alithos anesti. Er ist wahrhaftig auferstanden.

Machen wir es konkret: Aus dem unscheinbaren Senfkorn, dessen zarte Zweige 1000 mal niedergetreten wurden wächst ein großer Baum. Eine winzige Portion Sauerteig durchdringt den ganzen Teig.

Wir alle zusammen mit den Christen in Korinth und die Schutzsuchenden im heutigen Griechenland, wir alle wollen diese Hoffnung auf leben nicht aufgeben. Wir dürfen diese Hoffnung auf leben nicht aufgeben.

Auch wir haben diese weite Perspektive. Diesen weiten Blick. Das ist für mich die Osterbotschaft.

Auferstehung und aufstehen,  um diese Welt zu gestalten. Mutig nicht kleingläubig, ängstlich nur um unser Wohl bedacht. Wir müssen nicht an Grenzen stehenbleiben schon gar keine Grenzen aufbauen.

Aufstehen, auferstehen und diese Welt gestalten, verändern in Christi Sinn und nach seinem Vorbild.  Damit wir aufstehen und nicht den wohlfeilen Parolen folgen. Nicht resignieren. Da ist einer, der uns diese Hoffnung gibt.

Christos anesti. Der Herr ist auferstanden. Alithos anesti. Er ist wahrhaftig auferstanden.

Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen in Christus Jesus. AMEN.

Auferstehung

Manchmal stehen wir auf

Stehen wir zur Auferstehung auf

Mitten am Tage

Mit unserem lebendigen Haar

Mit unserer atmenden Haut.

Nur das Gewohnte ist um uns.

Keine Fata Morgana von Palmen

Mit weidenden Löwen

Und sanften Wölfen.

Die Weckuhren hören nicht auf zu ticken

Ihre Leuchtzeiger löschen nicht aus.

Und dennoch leicht

Und dennoch unverwundbar

Geordnet

in geheimnisvolle Ordnung

Vorweggenommen in ein Haus aus Licht.

(Marie Luise Kaschnitz)

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