Gottesdienst am 1. Sonntag nach Trinitatis (22. Juni 2014)

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St. Johannis Rödental

Predigt:
Diakon Günter Neidhardt

"Only you"

Liebe Gemeinde,

wir fangen diese Predigt ein bisschen anders an. Wir hören ein paar Takte Musik.

Only you

Haben sie es erkannt? Einige sicher. Only you (nur du oder nur du allein) heißt der Titel und bekannt gemacht hat ihn Elvis Pressly. Ein Liebesschwur, fast ein Anbeten der geliebten Person. Nur du machst das Dunkel hell, nur du machst alle meine Träume wahr, nur du, nur du, nur du allein……

Ein Liebeslied, schwärmerisch, sehnsüchtig wird von ewiger Liebe gesungen (mir fast ein bisschen zu viel ). Warum habe ich es trotzdem an den Anfang gestellt? Nun, der Bibeltext, der uns für heute vorgeschlagen ist, ist auch ein Only you (Nur du allein) – Text. Hören wir einen Abschnitt aus dem 5- Buch Mose, 6, 4 – 9

Höre, Israel, der HERR ist unser Gott, der HERR allein.  Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.  Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst. Und du sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand, und sie sollen dir ein Merkzeichen zwischen deinen Augen sein, und du sollst sie schreiben auf die Pfosten deines Hauses und an die Tore. Höre, Israel, der HERR ist unser Gott, der HERR allein.

Only you……..

Ein komplexer Text, mit vielen Bezügen, der uns auch hineinnimmt in das Zentrum jüdischen Glaubens, Dieses „Höre Israel“ in hebräisch „Sh´ma Israel“, ist  das jüdische Glaubensbekenntnis das seit tausenden  von Jahren in keinem jüdischen Gottesdienst fehlt.  Aber nicht nur das Jüdische Volk ist davon angesprochen. Der Begriff Israel geht ja auf Jakob zurück, der an der Himmelsleiter als Mensch mit Gott um den Segen ringt. Und da dürfen wir uns alle mit hingenommen fühlen.

Höre Israel, hört alle die ihr Gott sucht: Da ist nur ein einziger Gott!

Erlaubt mir vier gedankliche Exkursionen:

  1. Auch Muslime beten und finden diesen Gebetsvers im Koran: Er ist Gott, der ein Einziger Gott (ist). Der Unabhängige von dem alles abhängt (Sure 112). Das sind übrigens auch die ersten Worte, die ein Neugeborenes gesagt bekommt und die letzten Worte, die ein Sterbender hört.

    Und ich bin vollkommen überzeugt, der Gott der Juden, der Christen und der Muslime, das ist der selbe Gott. Ich möchte diese Religionen deshalb nicht gleich machen und die Unterschiede einfach negieren. Nein. Zwischen Juden Christen und Muslime gibt es fundamentale Unterschiede, im Glauben, in der Praxis der Religionsausübung, das ist zu respektieren. Aber haben wir in dem einen Gott nicht auch eine großartige gemeinsame Basis, die uns verbindet uns ins Gespräch bringen kann? Mir gefällt diese Idee und Initiative, die sich unter der Überschrift “  Children of Abraham“  also Kinder Abrahams vereint und verständigt. Juden, Christen und Muslime bekennen einen Gott und wir alle können uns als Kinder Abrahams verstehen. Das ist ein Hoffnungssignal, wenn wir das gemeinsame suchen anstatt das Trennende betonen. 

  2. Unser Bibeltest aus dem 5. Mosebuch verweist und begründet eine besondere, zeichenhafte Praxis jüdischen Glaubenslebens:

    Vers 8: „Und du sollst sie (die Worte Höre Israel, der Herr ist unser Gott allein)  binden zum Zeichen auf deine Hand und sie soll dir ein Merkzeichen zwischen deinen Augen sein“.

    Tefillin, so heißen die jüdischen Gebetsriemen, Lederriemen mit einem kleinen Kästchen in dem, auf Pergament geschrieben, das jüdische Glaubensbekenntnis (Shma Israel) verwahrt ist. Und zum Gebet wickeln sich fromme Juden diese Tefilliln um Kopf und Hand (Bestimmt haben sie das schon mal auf einem Bild gesehen.

    Und in Hausgängen jüdischer Häuser findet man da die sog. Mesussa, Eine Schriftkapsel, die ebenfalls die Worte des jüdischen Glaubensbekenntnis enthalten, eben so wie es im 9 Vers unseres heutigen Textes heißt: „Und du sollst sie (die Worte) schreiben auf die Pfosten deines Hauses und an die Tore“.

    Ihr Lieben,

    ich finde es schade, dass, besonders wir  evangelische Christen, unseren Glauben kaum noch öffentlich, zeichenhaft, darstellen. Ja, mancher von uns trägt ein kleines Kreuz an einer Halskette und hie und da sieht man dieses Fischsymbol als Autoaufkleber.

    Das könnten wir mehr öffentlich machen, nicht unbedingt laut und marktschreierisch. Aber warum bekreuzigen wir uns kaum noch (Luther hat das selbstverständlich getan). Ein Glaubensbekenntnis wie das „Höre Israel“ aber auch uns apostolisches Glaubensbekenntnis soll / muss doch auch öffentlich bekannt werden. Zeichen und Symbole helfen dabei.

Der HERR ist unser Gott, der HERR allein.

Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.

Diese Verse, dieses Bekenntnis wurde und wird von den sogenannten Buchreligionen, also den Juden und Christen und den Muslimen, für eigene, ja vielfach verbrecherische Machenschaften missbraucht. 

3.
Unter Berufung auf den einen Gott haben Menschen, die sich Christen nennen bzw. nannten gefoltert, gemordet, ausgebeutet.Unter Berufung auf den einen Gott vertreiben jüdische Siedler  Menschen aus ihren Häusern und von ihrem Land, bauen 5 Meter hohe Mauern etwa um Betlehem, und begründen diese Untaten damit, Gottes auserwähltes Volk zu sein. Unter Berufung auf den einen Gott morden islamistische Terrorbanden, egal ob sie sich Issis im Irak, Boko Haram in Nigeria oder Al Shabab Brigaden in Kenia (Somalia) nennen. Liebe Gemeinde, keiner der im Namen Gottes tötet, vertreibt, ermordet, entführt, foltert ist einer der Gott wirklich folgt. Keiner von denen egal ob Christ , Jude oder Muslim kann sich auf den einen Gott berufen der von sich sagt „Ich bin der Einzige“. Alle diese scheinbar religiös motivierten  Banden, verstoßen gegen das Gebot, den Namen Gottes nicht unnützlich zu führen (wie es in den Geboten heißt). Sind wir also bitte vorsichtig, oder besser noch verbieten wir uns Verallgemeinerungen wie „die Christen“ , „die Juden“ , „die Moslems“. In unserer Geschichte haben wir weiß Gott, schlimme Schuld auf uns geladen.

 4.
Dieses Sh´ma Israel, höre Israel, traf und trifft immer wieder auf Menschen, die von Leid zu zerbrechen drohten oder bereits zerbrochen wurden, aber auch auf Menschen, die anderen Leid zufügen. Derjenige, der Gewalt ausübt und selbst Leid zufügt, wird daran erinnert: DU           BIST NICHT GOTT! Du hast kein Recht, etwas von seiner Schöpfung zu zerstören, und du bist ihm Rechenschaft schuldig.Wem aber die Welt zerbricht, wem alle Gottesbilder und Religionen suspekt geworden sind, wer nur noch WARUM fragt oder erleidet, dem wird zugesprochen: Verzweifle nicht, entgegen allem Anschein, ist da Gott, der dich erhält und der auch eine zerbrechende Welt trägt.Menschen, Muslims. Juden, Christen haben das erfahren, diese getragen sein von einem Gott dereinzig ist und der einzigartig ist.Sh‘ma Israel, hört ihr Gottessucher und Gotteskämpfer (im besten Wortsinn und nicht zu verwechseln mit selbsternannten Gotteskriegern aller Religionen)

Hört, da ist ein Gott einzig und einzigartig.

Das ist unsere Kraft, unsere Motivation, das ist unser Auftrag.

Only you, Gott Vater, Jahwe, Allah, only can make the world seem right, only you can make the darkness bright.

Übersetzt: Nur Du (ich sage Gott) kannst die Welt richtig erscheinen lassen und du macht die Dunkelheit hell.

So sagt es unser Text

Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen

und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst.

AMEN

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