Familiengottesdienst zum Gemeindefest am 15. September 2019

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St. Johannis - GZ

Predigt:
Pfarrer Jörg Mahler

"Fest verwurzelt"

Predigttext aus Psalm 1:

Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen / noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen, sondern hat Lust am Gesetz des HERRN und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht! Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl. Denn der HERR kennt den Weg der Gerechten, aber der Gottlosen Weg vergeht. 

Predigt: 

Liebe Festgemeinde, 

1. Wurzeln zum Wachsen 

Ein Baum ist schön anzusehen. Egal ob so ein großer wie hier im Kindergarten, oder so ein kleiner wie mein Olivenbaum. Alle Bäume nehmen einen kleinen Anfang, Das ist schon ein Wunder: Ein kleines Samenkorn keimt, bildet zarte Würzelchen, und die saugen Wasser und Nährstoffe aus dem Boden auf, und so wächst der Baum. Die Wurzeln, die sind die Verbindung zu Wasser und Nahrung. Die Bäume strecken sich dahin, wo sie das meiste Wasser finden. Und daraus werden riesige Bäume. 

Auch wir Menschen wachsen. Ihr Kinder werdet irgendwann so groß sein wie eure Eltern, oder noch größer. Und auch unser Wissen wächst. Und unsere Fähigkeiten, das, was wir können, indem wir dazulernen. Und es wächst auch unser innerer Mensch, und das ein Leben lang: Wir Menschen wachsen an Erfahrung durch das, was wir erleben. Wir wachsen in unserer kommunikativen Kompetenz, also darin, mit anderen wertschätzend und gut umzugehen und guten Kontakt zu haben. Wir wachsen im Umgang mit unseren Gefühlen. 

So wie Gott den Bäumen Wasser und Nahrung und Licht schenkt, verdanken auch wir es ihm, dass wir wachsen können, weil er uns eben seinen Segen schenkt. 

2. Wurzeln zur Standfestigkeit 

Fest verwurzelt. Wurzeln versorgen den Baum nicht nur mit dem Lebensnotwendigen. Sie haben noch eine andere wichtige Funktion: Sie verleihen dem Baum Stabilität. Bei Unfällen fährt manchmal ein Auto gegen den Baum: Das Auto ist dann meist kaputt, der Baum aber bleibt stehn. Bäume halten den Winden und den meisten Stürmen stand. Weil sie sich ganz tief in der Erde verankern, verwurzeln. 

Fest verwurzelt sind die Bäume, fest verwurzelt können auch wir Menschen sein. Und zwar bei Gott. So dass auch wir stabil stehen, wenn uns jemand oder etwas zu Fall bringen will. Da gibt’s ja vieles: eine Krankheit, finanzielle Sorgen, ein uns nicht wohlgesonnener Mensch. Da kanns schon passieren, dass manch einer innerlich schwankt und droht, zu Fall zu kommen. Mir ist da auch Jesus vor Augen, wie er im Garten Gethsemane zwischen Olivenbäumen Zwiesprache mit Gott hält und Gott um Rettung bittet. Und Gott schickt Jesus einen Engel und stärkt ihn für seinen Weg. An diese Stärkung erinnern noch heute die alten Olivenbäume in diesem Garten in Jerusalem. 

Stabil sein, standfest sein im Leben. Das wünschen wir uns. Wer sich in Gott verwurzelt, dem gibt das diese Standfestigkeit. Mit dem Bild unseres heutigen Psalms gesprochen: dessen „Blätter verwelken nicht“. 

3. Wurzeln zum Fruchtbringen 

Liebe Gemeinde, nicht jeder mag Oliven, ich mag sie sehr. Viele Bäume sind Bäume, die Frucht bringen. 

Damit eine Frucht wachsen kann, auch dazu sind die Wurzeln äußerst wichtig. Denn auch die Früchte brauchen Wasser und Nährstoffe, und bekommen sie über die Wurzeln aus dem Boden. 

Olivenbäume gab es in Israel zu biblischen Zeiten sehr viele. Die eingewanderten Israeliten fanden den Olivenbaum schon vor. Die Könige David und Salomo förderten seinen Anbau. Man aß die Oliven nicht nur, man presste auch Öl daraus: das benutzte man für Speisen, bei Opfergaben, als Brennöl in Lampen und zum Salben des Haares und des ganzen menschlichen Körpers. 

Früchte kann nicht nur ein Baum bringen, sondern auch wir Menschen. Früchte, die wir und andere genießen dürfen. Der Erfolg unserer Arbeit. Aber auch nichtmaterielle Dinge. Paulus nennt als Früchte Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue und Sanftmut. Diese Früchte wachsen in uns, wenn wir in Gott verwurzelt sind. 

Frieden nennt Paulus als eine dieser Früchte: Friede mit anderen, Friede mit sich selbst. Dieser Friede ist eine Frucht, die heute auch zu unserem Olivenbaum passt. Erinnert ihr Euch? Nach der Sintflut schickt Noah eine Taube los. Sie kehrte mit einem Ölzweig im Schnabel zurück (Gen 8,11 EU): die Erde grünte wieder, das Leben war zurück. Die Taube mit dem grünen Ölzweig wurde zu einem Symbol des Friedens. Das ist etwas Wunderschönes: Frucht bringen durch die Verbindung mit Gott. „Was Gott macht, das gerät wohl.“, heißt es in unserem Psalm. 

4. Fest verwurzelt sein, wie geht das? 

Liebe Festgemeinde, wir als Menschen brauchen Wurzeln: um zu wachsen, um standfest zu sein, um Frucht zu bringen. Die große Frage ist: Worin verwurzeln wir uns da findet verschiedene Menschen verschiedene Antworten. Und manche verwurzeln sich dort, wo der Grund nicht trägt, oder wo der Boden schlecht ist und sie nichts für sich aus ihm rausziehen können. Nicht so der, der in Gott verwurzelt: Der ist, so sagts der 1.Psalm, wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der rucht bringt und dessen Blätter nicht verwelken. 

Aber wie geht das, sich selbst verwurzeln? 

Ganz einfach: in dem man Kontakt zu Gott hat. Kontakt zu Gott suchen, d.h. die Wurzeln in seine Richtung ausstrecken. 

- Ganz konkret, in dem wir Gottesdienste feiern wie jetzt gerade: Familiengottesdienste wie heute oder nächste Woche, musikalische Abendgottesdienste, Abendmahlsgottesdienste. 

- Wir verwurzeln uns in Gott, wenn wir Beten, wenn wir ihn an unserem Leben im Gespräch teilhaben lassen. 

- Wir verwurzeln uns in Gott, wenn wir Bibellesen und ihn so besser kennenlernen und auf das hören, was er uns zu sagen hat. 

- Wir verwurzeln uns in Gott, wenn wir „Lust am Gesetz des Herrn“ haben, so der Psalm 1, wenn es uns Freude 

macht, seine guten Gebote als Leitschnur für ein gelingendes Leben zu beachten. 

Durch die Wurzeln wächst der Baum. Wenn wir uns in Gott verwurzeln, dann wächst auch unser Glaube, und wird einmal so mächtig wie dieser Baum. 

Stark und standfest können wir werden, mit tiefen dicken Wurzeln in Gott verankert. 

Wir feiern heute unser Gemeindefest, und sicher haben sie das kleine Wortspiel auf dem Plakat und dem Liedzettel bemerkt: Gemeinde – fest – verwurzelt. Auch unsere Kirchengemeinde lädt ein, sich hier zu verwurzeln, und viele von euch sind es ja. Kirche tut gut, und macht die Verwurzelung in Gott stabiler. 

Glauben ist sturmerprobt. Wer fest im Glauben steht, den pustet so schnell nichts um. Auch nicht die Stürme des Lebens, die an uns zerren. Und wir können uns strecken mit unserem Glauben, strecken bis in das himmlische Blau hinein, dorthin wo wir frei atmen können. So wie der Baum mit seinen Ästen den Vögeln eine Heimstatt bieten, können wir durch den Glauben auch ein Zuhause für andere werden. 

Amen.