2. Sonntag nach Epiphanias am 18. Januar 2015 in St. Johannis

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St. Johannis

Predigt:
Diakon Günter Neidhardt

"Das Weinwunder"

Bitte wir in der Stille um Gottes Segen in seinem Wort.

Liebe Gemeinde,

der Predigttext der uns für heute vorgeschlagen ist, scheint recht gut in die Faschingszeit mit ihren Festen und Prunksitzungen, Umzügen und nicht selten Trinkgelagen zu passen. Erzählt wird uns, wie Jesus aus Wasser Wein macht, damals bei der Hochzeit in Kana. Der Text steht im Johannesevangelium, 2, 1-11:

Die Hochzeit zu Kana

1 Und am dritten Tage war eine Hochzeit in Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da. 2 Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen. 3 Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. 4 Jesus spricht zu ihr: Was geht's dich an, Frau, was ich tue? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. 5 Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut. 6 Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und in jeden gingen zwei oder drei Maße. 7 Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan. 8 Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt's dem Speisemeister! Und sie brachten's ihm. 9 Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wusste, woher er kam - die Diener aber wussten's, die das Wasser geschöpft hatten -, ruft der Speisemeister den Bräutigam 10 und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie betrunken werden, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückbehalten. 11 Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat, geschehen in Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn

»Mama, ich habe Hunger! Mama, ich habe Duuuurst! Mama, ich muss auf’s Klo!« Eltern sind diese Sätze wohl vertraut. In quengeligem Tonfall mehrfach in kurzer Zeit wiederholt, rauben sie Mama oder Papa die Nerven. Das trifft vor allem dann zu, wenn es gerade unmöglich ist, Abhilfe zu schaffen. Da fährt die Familie mitten auf der Autobahn und hat die letzte Raststätte gerade vor zwei Kilometern hinter sich gelassen und schon kommt der Ruf von hinten: „Ich muss mal“, manchmal noch ergänzt durch ein „ganz dringend“ Und das »Mama, ich habe Hunger!« kommt in der Regel, auch im unpassenden Augenblick.  Kinder gehen selbstverständlich davon aus, dass ihre Eltern das Problem lösen können. Denn solange die Kinder noch klein sind, ist klar, dass Papa und Mama einfach alles können. Da sind wir noch die Supermänner und Superfrauen für sie. Und sie haben damit auch ein bisschen recht. Denn natürlich hat Mama oder Papa immer eine Trinkflasche und meist auch ein Paar Kekse, Apfelschnitze oder eine Banane im Rucksack. Nur mit der Toilette kann es etwas schwieriger werden. Das fordert manchmal kreative Spontanlösungen.

So wie Kinder das vermeintlich Unmögliche von uns Eltern fordern, fordert nun die Mutter Jesu von ihrem göttlichen Sohn das scheinbar Unmögliche. Sie weiß, dass er es kann. Ihr ist doch völlig klar, wem sie da einst das Leben geschenkt hat. Jetzt soll er mal zeigen was er kann.

Es wird sowieso langsam Zeit sich zu zeigen, deutlich zu machen: Der Messias ist da.. Und der Hochzeitsgesellschaft kann er damit nebenbei noch einen großen Dienst erweisen. Doch Jesus ist genervt. »Was geht es dich an, Frau, was ich tue? Ich weiß schon, wie ich mich wann zu verhalten habe.« Klingt fast ein bisschen wie ein trotziger Teenager: „Ich weiß schon selber was ich tun soll……“

Doch die Mutter bleibt gelassen. Sie lässt ihre Autorität nicht durch ihren Sohn untergraben, sondern setzt ehr noch eins drauf.

Den Dienern ordnet sie unmissverständlich an zu tun, was ihr Sohn ihnen sagen wird.

Sie traut Jesus etwas zu und der Sohn lässt sich breitschlagen und handelt.

Wir haben in dieser Predigt mit ehr pädagogischen Fragestellungen begonnen, erlaubt mir deshalb noch einen diesbezüglichen Einschub: Die Mutter traut ihrem Sohn etwas zu. Das ist gut!

Welche Haltung haben wir gegenüber unseren Kindern, Partnerinnen oder Partnern, gegenüber Freunden? Trauen wir ihnen etwas zu? Ermutigen wir sie, weil wir von ihren Fähigkeiten überzeugt sind und stärken so ihr Selbstvertrauen?

Maria traut Jesus etwas zu und der  lässt sich bitten. Er reagiert auf die Hartnäckigkeit seiner Mutter. Er lässt sich überreden oder überzeugen.

Das sollten wir schon einmal für uns deuten. Jesus läßt sich bitten. Das ist also einer, dem wir mit unseren Anliegen wieder und wieder, quengelig wie ein Kind oder durchaus selbstbewusst, in den Ohren liegen dürfen – wie schön!!

Während der Hochzeit hilft Jesus in einer Situation, die ist peinlich, - kein Wein mehr beim Fest.  Peinliche, aber keine existentielle Notlage ist.

Wenn jetzt also Johannes erzählt, dieses erstes Wunder Jesu (Johannes sagt dazu Zeichen) lindert gar keine existenzielle Not (Krankheit, Tod, …..) wie viel mehr dürfen wir von Jesus erwarten, wenn es um unsere wichtigen Lebensthemen geht?!

Das Weinwunder von Kana oder, wie es auch genannt wird.

Jesu Geschenkwunder steht ganz am Anfang des Johannesevangeliums, auch am Anfang des Wirkens Jesu. ER gibt, so kann man das sagen, mit dem Weinwunder seine Vistenkarte ab, die Geschichte wird zur einer Überschrift über sein gesamtes Wirken:

Er bringt Lebensfülle. Er hält das Fest des Lebens am Laufen. Keiner muss verfrüht heimgehen. Er bürgt für Qualität und Quantität. Jesus gibt reichlich und gut. Er liefert seinen Beitrag zu Genuss und Freude. Dabei ist, wie schon gesagt,  sein Wunder alles andere als lebensnotwendig. Es ist vielmehr ein Beitrag zu Lebenslust und Lebensfülle.

Wie viel Lebenslust empfinden wir in unserem Alltag? Ist unsere innere Einstellung womöglich eher von sogenannten Tugenden wie Pflichterfüllung, Verzicht oder Leistungsbereitschaft geprägt? Jesu Geschenkwunder können wir zum Beginn des neuen Jahres als Anlass nehmen, um unsere Haltung dem Leben gegenüber zu überprüfen. Vielleicht lassen wir uns einladen, uns selbst bewusst mehr Zeit und Raum für die Lust am Leben zuzugestehen. Bei aller Sorge und allen Sorgen die wir tragen, gibt es auch die Lebensfreude, das Fest, die Feier.

Zurück nach Kana.

Den Wein den Jesus hergestellt hat, war besser als der vorherige. Hätte er nur mittelmäßigen Wein hergestellt, könnten die anwesenden Jünger ebenso wie die späteren Leserinnen und Leser vermuten, dass auch sein Wirken als Ganzes nur mittelmäßig werden würde. So musste die kleinere Blamage für die Hochzeitsgesellschaft in Kauf genommen werden, damit Jesus in Qualität und Menge des Weines sinnbildlich seine Herrlichkeit darstellen konnte.

Noch mal: Qualität und Menge des Weines sinnbildlich für die Herrlichkeit Gottes. Und die gleicht sicher nicht dem Tetrapackwein vom Discounter (Liter 99cent).

Seine Herrlichkeit schenkt uns Lebensqualität. Wir sind eingeladen, uns an dem Guten und Schönen in unserem Leben zu freuen.

Natürlich sind wir dabei sind wir aufgefordert, für uns das rechte Maß zu wählen. Denn Jesus gibt den Wein. Für mögliche Kopfschmerzen sind wir selbst verantwortlich.

Kommen wir zum Schluss:

Die ersten Jünger werden durch Jesu Wunder kurz nach ihrer Berufung gewissermaßen noch einmal eingeschworen. Sie sind live dabei, als Jesus Wasser in Wein verwandelt. Sie dürfen sehen und erleben, was die anderen später nur schmecken, ohne die Hintergründe zu kennen. Deshalb sind sie für uns so wichtig. Ähnlich wie später die Frauen am leeren Grab, sind sie Zeugen, die uns ihre Glaubenserfahrungen weitergeben. Ihre Überzeugung und ihr Vertrauen dienen uns als Ermutigung. Mit seinem Geschenkwunder zeigt Jesus den Jüngern ebenso wie uns, was wir von ihm zu erwarten haben.

Wir dürfen ihm für unser Leben einiges zutrauen. Das schafft Lebensmut und schenkt Hoffnung.

Auf dieser Welt geschieht viel Schreckliches und wir werden auch wieder davon zu reden und zu predigen haben. Aber!, es geschieht auch Wunderbares, auch heute. Wunderbares, das Menschen mit Freude und Dankbarkeit erfüllt. Es zu genießen, die Freude zu teilen und anderen als Mutmachgeschichte davon zu erzählen, ist ganz bestimmt in Jesu Sinn.

Vielleicht könnte das auch für Sie und mich zu einem guten Vorsatz werden, für das neue Jahr, das vor uns liegt.

Amen

Und der Friede, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus.

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